Montag, November 21, 2005

Ohne Ansehen der Person - Blinde Juristen

Es ist eine deutsche Besonderheit, dass Blinde in so großer Zahl Recht sprechen dürfen. Nirgendwo sonst gibt es so viele blinde und sehbehinderte Richter wie in Deutschland. In ganz Großbritannien gibt es nur einen einzigen, in Frankreich nur sehr wenige. In Österreich scheiterte eine blinde Juristin vor einigen Jahren, als sie sich um eine Zulassung zur Richterprüfung bewarb. Ihr fehle die körperliche Eignung, so die Begründung. In Deutschland ist die Situation anders, Blinde auf dem Richterstuhl haben Tradition. Es ist eine Tradition, die auf die beiden Weltkriege zurückgeht, den Kriegsblinden sollte eine Perspektive eröffnet werden. In Spitzenzeiten gab es 60 blinde Richter an deutschen Gerichten, einer sprach sogar am Bundesgerichtshof in Karlsruhe Recht.
[Tagesspiegel-Artikel]

Mir war nicht bewusst, dass Jura hierzulande als "als ideales Fach für Blinde" gilt.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

andererseits fragt man sich auch, warum jura nicht als ideales fach für blinde gelten soll. spontan fallen mir jedenfalls keine absoluten ausschlussgründe ein, warum sehbehinderte menschen nicht auch recht sprechen können sollen. von der blinden iustitia mal ganz zu schweigen.

Alexander Hartmann hat gesagt…

"andererseits fragt man sich auch, warum jura nicht als ideales fach für blinde gelten soll"

Spontan würde ich antworten wollen, dass Juristen weit überproportional viel lesen müssen und diese Aufgabe nun mal nicht unbedingt optimal auf die Fähigkeiten von Blinden zugeschnitten ist.

Keine Frage, dass es da Lösungen gibt. Die sind aber allesamt sehr mühselig und verlangen viel Durchhaltevermögen, das mir großen Respekt abnötigt.

Anonym hat gesagt…

Es muss anscheinend viel Literatur in Blindenschrift vorhanden sein. Auch noch nicht gewusst...

Anonym hat gesagt…

Wenn man mal mit einem Blinden zusammengearbeitet hat, dann merkt man sehr schnell, dass es etwas ganz normales sein kann. Lediglich in der Bibliothek war er zum Auffinden der Literatur auf Hilfe angewiesen (dafür gibt es ja Bibliothekare). Seine überdurchschnittliche Intelligenz hat natürlich nicht geschadet.

E.K.