Manchmal hilft es bekanntlich, die Unbill des Tages zumindest teilweise zu bloggen, um wenigstens die traditionell schadenfrohe Umwelt noch zu erfreuen:
(Szenenbeschreibung:) Referendar möchte durch die Moabiter Sicherheitsschleuse, Nebenstelle Wilsnacker Str. (Geb. B), eine eilig zusammengeschusterte Anklage abgeben und sich ins wohlverdiente Wochenende verabschieden. Zeigt Dienst"ausweis" und Personalausweis, grüßt alle sehr freundlich, macht insgesamt einen prima Eindruck, kurzum: der Referendar ist eine Zierde für die Berliner Justiz und ein leuchtend' Vorbild für seine Kollegen.
Grantige Justizangestellte, bellend: Mit den Kopfhörern kommen Sie hier nicht rein!
Referendar, irritiert (weil aus dem Dämmerschlaf gerissen), natürlich weiterhin freundlich: Wieso denn das nicht?
J., zischend, Blut leckend: Hören Sie schlecht? Entweder Sie nehmen die Kopfhörer ab oder ich beschlagnahme den MP3-Player und Ihr Fotohandy gleich dazu.
R., zunehmend verwirrt, insgesamt immer noch müde, aber nicht gleichgültig, gleichwohl nicht besserwisserisch oder gar altklug, in besonnener Diktion: Das glaube ich nicht. Wieso sollten Sie?
J.: Das steht so in der Hausordnung.
R., der sein Exemplar der Hausordnung grade nicht zur Hand hat: Wo?
J.: In der Hausordnung.
R., ehrlich interessiert: Aha, nur wo? Kann ich die Hausordnung mal sehen?
J.: Nein. Steht draußen.
R. geht eilig ein paar Schritte zurück, sieht Schriftzug "Keine Kameras, keine Waffen", beginnt sofort, den MP3-Player unter die beiden verbotenen Gegenstände zu subsumieren und murmelt: Hmmm.
J., nunmehr für alle Umstehenden erkennbar vom Rausch der Macht beseelt, setzt noch einen drauf: Und wenn wir Sie irgendwo im Gebäude mit den Kopfhörern erwischen, fliegen Sie raus.
Dieser Diensteifer schließlich lässt die chronisch verhärmten Gesichtszüge des Referendars blitzschnell in tiefe Anerkennung umschlagen. Er setzt sich für diesen Tag das lohnenswerte Ziel, die Überwachungsintensität der dienstbeflissenen Hüterin selbst erdachter Regeln auf die Probe zu stellen. Wie erwartet wurde ihm nur leider die Freude eines Hausverbots an seinem Arbeitsplatz nicht zu teil ;-)
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