Ich begrüße meinen Kontrahenten, der ist kreidebleich, wirkt unsicher, das macht mir Mut. Das Probekommando. Hoch bitte, los, halt! Dann: "Das Kommando zieht nunmehr scharf: Hoch bitte - los!" Schläger hoch, nach links versetzen und vier Mal zuschlagen, wie immer. Der einzige Unterschied zu den Übungsstunden: Ich trage jetzt keinen Schutzhelm, wie beim Üben, die Klinge des Gegenpaukanten ist scharf, meine auch, ich habe sie stundenlang geschliffen und poliert. In jedem Gang wird vier Mal zugeschlagen, die Spannung verliert sich zunehmend. Es läuft prima. Ich treffe gelegentlich, allerdings mit der flachen Seite der Klinge. Das schmerzt, wie ich weiß, außer einer Beule passiert aber nichts. Im Nu ist der letzte Gang erreicht, der Sekundant ruft zum letzten Mal: "Hoch bitte, los, halt!" und dann: "Wir danken für die Partie. Partie ex!" Das war's also.Hier zu finden
War das alles? Ja, das war alles! Es fällt im Nachhinein schwer, die Gefühle vor und während der Mensur zu beschreiben. Fest steht, daß ich mich ganz selten anderen Menschen so nahe gefühlt habe wie meinen Corpsbrüdern in der Ausnahmesituation der Mensur. Sie haben sich mit mir und meinen Ängsten solidarisiert, auch wenn nur ich fechten mußte, traten wir in den wenigen Minuten der Mensur eigentlich als Einheit auf, so etwas schweißt zusammen, für's ganze Leben.
Sonntag, Juli 10, 2005
Das Wort zum Sonntag
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