Lange haben wir danach gesucht, endlich ist es da: jurabilis veröffentlicht nun das Wortprotokoll, auf das die Welt gewartet hat. Erste-Klasse-Lesestoff. Besser kann nur noch ein entsprechender DIVX-Schnippsel werden.
Hier nun also zum königlichen Blackout, über den ganz Deutschland spricht:
Brender (ZDF-Chefredakteur): Herr, Bundeskanzler, ...
Schröder (Bundeskanzler 1998-2005): Wie sie mich schon ansprechen.
B: Sind Sie jetzt schon zurückgetreten?
S: Nein, überhaupt nicht.
B: Also noch einmal, Herr Bundeskanzler, das sind Sie ja noch ...
S: ...und das bleibe ich auch, auch wenn Sie dagegen arbeiten...
B: Ob wir dagegen arbeiten? Sie haben von Medienmacht und Medienkampagne geredet. Ich weise darauf hin, daß ARD und ZDF sich da nichts vorzuwerfen haben. Nicht alles, was Ihnen nicht paßt, ist Medienkampagne.
S: Der eine sieht es so, der andere sieht es so, Herr Brender.
B: Nicht alles, was Ihnen nicht paßt, ist Medienkampagne. Meine Frage an Sie ist: Sie wollten stärkste Partei werden. Sie haben das nicht erreicht. Sie haben das drittschlechteste Ergebnis einer sozialdemokratischen Partei in dieser Republik erreicht.
S: Das ist doch das, was ich meine ...
B: Ist es nicht erlaubt zu fragen, ob Sie auch verloren haben?
S: Aber natürlich haben wir verloren. Das ist doch gar keine Frage. Aber verglichen mit dem, was in dieser Republik geschrieben und gesendet worden ist, gibt es doch einen eindeutigen Verlierer, und das ist nun wirklich Frau Merkel, und das sollten auch Sie einmal zur Kenntnis nehmen. Das ist doch so. Und deswegen sage ich...
B: Herr Schröder, vielleicht haben Sie nicht zugehört, mein Kollege hat Frau Merkel eben dorthin geführt, daß sie verloren hat.
S: Darf ich denn auch einmal reden, oder wollen Sie mich ständig unterbrechen? Wir haben verloren, das ist doch gar keine Frage, und das schmerzt mich. Aber verglichen mit dem, von wo wir kamen, von 24 Prozent nämlich. Verglichen mit dem, was wir erleben mußten in den letzten Wochen und Monaten, bin ich wirklich stolz auf meine Partei, auf die Menschen, die mich unterstützt haben, die uns gewählt haben und die uns ein Ergebnis beschert haben, das eindeutig ist. Jedenfalls so eindeutig, daß niemand außer mir in der Lage ist, eine stabile Regierung zu stellen. Niemand, außer mir!
B: Herr Bundeskanzler, Sie kamen von 38,5 Prozent im Jahre 2002. Also haben Sie reichlich verloren. Sie haben nicht soviel gewonnen, wie Sie jetzt sagen.
S: Aber schauen Sie einmal. In Ihren Sendungen ist gesagt worden, Frau Merkel ist bei 49 Prozent, bei 45 Prozent, bei 43 Prozent, und jetzt ist sie bei knapp 35 Prozent oder etwas mehr.
B: Die Messungen waren zu der Zeit immer korrekt.
S: Ich weiß nicht, ob sie korrekt waren. Ich finde, daß Sie einmal einsehen müssen ...
B: In unseren Sendungen ist das nachvollzogen worden, was in den Meinungsumfragen aller Institute geschrieben worden ist. Das ist nicht nur in unseren Sendungen gesendet worden, sondern in allen Zeitungen erschienen. Ich weiß ja nicht, welche Zeitungen Sie lesen. Wir müssen uns da nichts vorwerfen lassen. Ich möchte Ihnen aber bitte noch eine Frage stellen: Wenn wir noch einmal die Begründung im Bundestag, die Sie zur Auflösung, zur Neuwahl gegeben haben ...
S: Wollen wir den Wahlkampf fortsetzen, oder was?
B: Wenn wir uns noch einmal die Begründung im Bundestag anschauen, die Sie zur Neuwahl gegeben haben, und das Ergebnis heute sehen, ist diese Begründung eingeholt worden, nämlich die Grundlage für eine stabile Regierung fehlt.
S: Ich finde schon. Ich finde schon, daß meine Entscheidung sehr kompliziert war, und wie ich fand, auch mutig; zu sagen: Ich möchte für eine Politik, die in Wahlkämpfen diskutiert worden ist, in den Ländern eine Legitimation durch das Volk. (. . .) Und wissen Sie, was mich besonders freut, wenn ich das noch kurz sagen darf, daß die Menschen in Deutschland sich ihr Recht herausgenommen haben, so zu entscheiden, wie sie wollen, und nicht so zu entscheiden, wie die Medienmacher meinten, sie sollen entscheiden.
B: Mit 8 Prozent und 34,2 Prozent kann man zumindest nicht der starke Führer einer neuen Regierung sein.
S: Aber Entschuldigung, natürlich kann ich das.
Vielen Dank an die F.A.Z. vom 20.09.2005, Nr. 219 / Seite 48, hier gefunden
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