Über den Luxus ist sehr viel Törichtes gesagt und geschrieben worden[...] Gegen den Luxusverbrauch ist eingewendet worden, daß es ungerecht sei, daß die einen Überfluß genießen sollen, wenn die anderen dabei darben. Dieses Argument scheint etwas für sich zu haben.Das Buch lässt sich auf totem Baum kaufen und kostenlos als PDF herunterladen. Ich freue mich auf eine fröhliche Diskussion. Wer schmeißt den ersten Neoliberalismus-Stein?
Doch es scheint nur so. Denn wenn es sich herausstellen sollte, daß dem Luxus eine Funktion im Dienste des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen zukommt, dann wird es ganz hinfällig. Das aber wollen wir zu zeigen suchen.
Um sich von der gesellschaftlichen Bedeutung des Luxus eine richtige Vorstellung zu machen, muß man zunächst erkennen, daß der Begriff des Luxus ein durchaus relativer ist. Luxus ist eine Lebensweise, die sich von der der großen Masse abhebt. Die Vorstellung von dem, was Luxus ist, ist daher durchaus an die Zeit gebunden. Vieles von dem, was uns heute als notwendig erscheint, erschien einst als Luxus. Als im Mittelalter eine vornehme Byzantinerin, die einen venetianischen Dogen geheiratethatte, sich beim Speisen anstatt der Finger eines goldenen Instrumentes bediente, das man als Vorläufer unserer Gabel bezeichnen kann, da hielten die Venetianer dies für einen gottlosen Luxus, daß sie es nur gerecht fanden, als die Dame von einer fürchterlichen Krankheit befallen wurde; das müsse, meinten sie, die gerechte Strafe Gottes für solche naturwidrige Ausschweifung sein.
Vor zwei oder drei Menschenaltern galt selbst in England ein Badezimmer im Hause als Luxus; heute hat es in England wohl jedes Haus eines besseren Arbeiters. Vor 35 Jahren gab es noch keinen Kraftwagen; vor 20 Jahren war der Besitz eines solchen Wagens ein Zeichen besonders luxuriöser Lebensführung; heute hat in den Vereinigten Staaten auch der Arbeiter seinen Fordwagen. So ist nämlich der Gang der Wirtschaftsgeschichte: der Luxus von heute ist das Bedürfnis von morgen. Aller Fortschritt tritt zuerst als Luxus der wenigen Reichen ins Leben, um dann nach einiger Zeit das selbstverständliche notwendige Bedürfnis aller zu werden. Der Luxus gibt dem Konsum und der Industrie die Anregungen, Neues zu erfinden und einzuführen. Er ist eine der dynamischen Einrichtungen unseres Wirtschaftslebens. Nur ihm verdanken wir den Fortschritt und die Neuerungen, die schrittweise Hebung des Lebensstandes aller Kreise der Bevölkerung.
Nachtrag: Ich sehe grade, dass die Herren in der Loge ein anderes Werk dieses Autors empfehlen: Die Wurzeln des Antikapitalismus (PDF-Datei, Grösse: 260kb)
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