Der 57 Jahre alte Sozialist steht schon seit zehn Jahren seiner 28000 Einwohner zählenden Gemeinde vor. Sie ist die ärmste aller Pariser Vorstädte: Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre, fast jeder Zweite ist arbeitslos, das Steueraufkommen erreicht noch nicht einmal die Hälfte des Niveaus vergleichbarer Siedlungen. Jetzt ist sein Unglücksort nach tagelangen Krawallen zum landesweiten Symbol einer neuen »Intifada« (Focus), zum Ursprung eines »zweiten Mai 1968« (Le Monde) erklärt geworden. Nichts davon ist wahr.Die Zeit zeichnet ein etwas differenzierteres Bild als die übrigen Medien dieser Tage.
Denn auch das 15 Kilometer vom Pariser Zentrum entfernte Clichy-sous-Bois entspricht kaum dem Horrorgemälde eines vom Staat aufgegebenen Ghettos, in dem Banden herrschen und das Faustrecht gilt. Es gibt drei neue Schulen, großzügige Sportanlagen, der neue Jugendclub in einer umgebauten Diskothek steht kurz vor der Fertigstellung. Clichy ist vielmehr ein zentrales Lehrstück dafür, dass die Anstrengungen, welche die Regierung seit den achtziger Jahren in den Vorstädten unternommen hat, nichts genützt haben.
Donnerstag, November 10, 2005
»Geld ist nichts, Respekt ist alles«
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