"Viele Blogs sind gespickt mit Anfeindungen, Unterstellungen und systematischer Provokation. Es werden beispielsweise bewusst andere niedergemacht, ohne dass der Blogger jemals persönlich mit ihnen in Kontakt getreten ist. Dadurch lenkt er jedoch Aufmerksamkeit auf sich selbst und genießt den Hype, der um ihn herum entsteht."Der Vorsitzende der Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche" traut nur wenigen Bloggern seriöse Recherche zu. Den meisten fehle schlicht das Handwerkszeug, sagt Thomas Leif in einem SpON-Interview, und warnt Redakteure vor den Gefahren des "Google-Journalismus".
Vor den Gefahren abgedrehter Kommentatoren warnt er natürlich nicht :-)
2 Kommentare:
Man achte auf die im Interview verwendeten Adjektive: ernsthafte Journalisten, professionelle Journalisten, seriöser Journalist, professioneller Journalismus, selbstverliebte Egozentriker, möglichst objektives Bild
Journalist kann sich jeder nennen. Leif hat auch nur eine x-beliebige Ausbildung, noch dazu in einem vergleichweise nutzlosen Fach. Damit kann man eigentlich nur Journalist werden. Was für viele heisst, freibruflicher Sklave zu sein und unsäglichen Schund zu produzieren. Jeder andere, der an einer Uni einen Abschluß gemacht hat, steht Leif und Co. an Recherchequalität erst einmal sicher nicht nach. Das beschworene Handwerkszeug ist Journalisten auch nicht in die Wiege gelegt und brauchbare Schreibe haben viele. Der krampfhafte Versuch der eigenen Berufsgruppe die alleinige Kompetenz zuzusprechen ist daher etwas niedlich. Vor allem, wenn man sich die Journaillie heute ansieht: Objektivität wird gnadenlos der Quote und Unabhängigkeit dem wirtschaftlichen Erfolg untergeordnet. Da wird dann mit Gesinnungsjournalismus häufig genug eine Schreibe gepflegt, die mit "niedermachen" zu titulieren nur andeutet, was wirklich abläuft. Natürlich gibt es immer noch gute Journalisten. Aber heute wollen Zeitungen, Verlage und Journalisten Ereignisse nicht nur beschreiben, sondern zunehmend selbst Politik machen, ohne aber dabei politische Verantwortung zu besitzen oder übernehmen zu wollen. Von können einmal ganz zu schweigen. Allen voran tappern Knallchargen wie Kai Diekmann, fröhlich untergehakt von Stefan Aust, dem Vertreter der Bild für Nadelstreifenträger. Für Herrn Leif gibt es also reichlich Möglichkeiten der eigenen Nabelschau. Er würde dabei mit leichter Mühe feststellen, dass er die meisten der obigen Adjektive nur für eine Minderheit und stetig geringer werdende Zahl von Kollegen nutzen kann.
Naja, Schwamm 'drüber. Im Grunde bestätigt er die Befürchtungen zur Konkurenz schon durch die Art, wie er sich im Interview äußert.
Ach was! Vom Boulevard erwartet keiner Großes. Nur dass Leute wie Leif so tun, als gäbe es ihn nicht unter dem gleichen Ettikett des von ihm so gelobten, ernsthaften, professionellen, seriösen Journalismus. Und wenn man Bloggern pauschal Professionalität, sorgfältige Recherche, gute Analyse und Objektivität abspricht, zugleich noch die eigenen Berufskollegen mit Eigenschaften versieht, die diese per Saldo gar nicht haben, werfe ich mit Vergnügen Herrn Leif ebenso pauschal mit der Bild-Zeitung zusammen, eins der widerlichsten Blätter, das andere wortwörtlich niedermacht, und behaupte, das Blatt wäre das derzeitige journalistische Höchstniveau. Womit Leif dann genau da ist, wo er die Blogger sieht. Leif und ich differenzieren dann natürlich gleich schlecht. Aber ich habe nicht angefangen und bin, anders als er, zu dieser Reflektion noch fähig, während Leif das verlogene Bild einer längst vergangenen Form des Journalismus vorstellt. Oder um es mit Leif zu sagen: Wenn nur zehn Prozent der Journalisten so arbeiteten, dass sie seinen bei SpOn artikulierten Vorgaben genügten, dann würde mir ein Stein vom Herzen fallen. :)
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