Samstag, Juli 23, 2005

Kritik

"Aus den Umständen seiner Bescherung hat Köhler ein Mirakel gemacht, bis das ganze Land in höchster Spannung innehielt, um auch ja sein Glöckchen zu hören – als sei die Inszenierung, auf die er nicht zum ersten Mal sehr viel Wert legt, ebenso wichtig wie das, was er zu sagen hat. Er war nicht offen, nicht mutig genug, Schröder und Müntefering die schamlos angekündigte Verfassungsbeugung um die Ohren zu hauen; er hat nicht einmal ansatzweise präsidial die offensichtliche Misstrauenstrickserei im Bundestag gerügt, also etwa mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er war nicht offen, nicht mutig genug, den ans Erpresserische grenzenden politischen Druck aus allen Lagern auch nur zu erwähnen. Er war nicht offen, nicht mutig genug, dem maßlosen Untergangsgeraune eines Edmund Stoiber zu widersprechen, der gesagt hatte: Keine Neuwahlen wären eine Katastrophe für das Land."
Lorenz Maroldt im Tagesspiegel

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