Freitag, Juli 01, 2005

Schwächlinge, Feiglinge, geistig Zurückgebliebene und schwer Traumatisierte

Seit der Wende haben Neonazis mehr als 130 Menschen getötet, manche davon zuvor bestialisch gefoltert. Die Gewalttäter, darunter immer häufiger auch Frauen, haben es längst nicht mehr nur auf Ausländer abgesehen. Gefährdet, so Gerichtsgutachter Andreas Marneros, sei jeder: Frauen, Obdachlose, Passanten - und Rechtsradikale.
Im Gespräch mit dem psychiatrischen Gutachter Andreas Marneros berichtet einer der beiden Täter, man habe Anna zwecks geplanter Vergewaltigung zunächst so betrunken gemacht, dass sie das Bewusstsein verlor. Dann habe der Freund das Mädchen mit einer Hantelstange missbraucht und mehrfach geschlagen. Mit einem Messer habe der Täter etwa zehnmal auf die am Boden Liegende eingestochen. "Die verreckt nicht. Die will einfach nicht verrecken", habe er gerufen und erneut zum Messer gegriffen. Als das Mädchen sich nicht mehr bewegte, habe man ihren Körper bekleidet und aus dem Haus geschafft. In einem Waldstück habe der Täter daraufhin Annas Leiche geschändet und sie zusammen mit seinem Komplizen "auf Wikingerart" begraben.
Wieder einmal ein beklemmender Bericht aus Deutschland. Wenig überraschend:
Marneros' langjährige Reise in die Psyche der Gewalttäter offenbart: Neonazistische Verbrecher sind in der Regel Schwächlinge, Feiglinge, geistig Zurückgebliebene und schwer Traumatisierte. Sie sind aggressiv, renitent, ohne Empathie, Reue oder Schamgefühl. Dazu nicht in der Lage, ihr Tun zu reflektieren und Schuld überhaupt zu erkennen, geschweige denn zu bereuen. "Diese unter großen Defiziten leidenden Täter sind auf der ständigen Suche nach Überlegenheit", so Marneros zu SPIEGEL ONLINE. "Die sind ganz unten, absolut down. Und sie finden immer jemanden, der ihrer Meinung nach noch schwächer ist."
Liebe Strafrichter:
"In dem Moment, wo Menschen getötet, verletzt oder vergewaltigt werden, muss die Gesellschaft ganz deutlich zeigen: Bis hierhin und nicht weiter. Wir können so etwas nicht tolerieren und müssen uns der Konsequenzen in allen Punkten bewusst sein." Viele rechtsradikale Täter interpretierten zudem die Aussetzung einer Strafe als Freispruch und machten weiter wie bisher.

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